Einführung ins Technische Zeichnen mit / am Beispiel CADintosh von Andreas Delleske
Das folgende gilt im besonderen fürs Bauzeichnen und Technische Zeichnen im Maschinenbau. Es ist aber ohne weiteres möglich, mit CADintosh Schaltpläne, Platinenlayouts und Schemazeichnungen aller Art anzufertigen, ja sogar künstlerische Grafiken, Flußdiagramme sind kein Problem, wenn auch es für die letztgenannten Anwendungsfälle selbst auf dem Mac spezialisierte Programme gibt (z.B. Platinenlayout seit kurzem: Platoon!). Spezialisierter ist jedoch nicht automatisch besser.
CADintosh ist ein vektororientiertes Zeichenprogramm, d.h. die Objekte können beliebig vergrößert und verkleinert werden, ohne beim Ausdruck "pixelig“, d.h. grobgerastert, zu wirken. Für Bildbearbeitung, also die Bearbeitung von Bildern, welche in einem Rasterformat mit einer bestimmten Auflösung (Punkte pro Zoll, dpi) vorliegen, ist CADintosh nicht geeignet. Hierfür empfiehlt sich der Grafikkonverter vom selben Autor. Es können trotzdem kleine Bilder und Ikonen in eine Zeichnung integriert werden. Diese werden jedoch bei Vergrößerung "pixelig“, deren Auflösung sollte mit dem Ausgabegerät abgestimmt sein. Funktioniert nicht bei Stiftplottern.
1. Konventionen
Beim Technischen Zeichnen gibt es nicht nur viele Normen, die beachtet werden können oder müssen. Jeder Zeichner und jedes Ingenieurbüro, jedes Gewerk hat (leider?) seine speziellen Konventionen und Gewohnheiten, wie eine Zeichnung auszusehen hat. Bevor man also mit der ersten Zeichnung beginnt, sollte man sich klar sein:
> 1. Was ist später das bevorzugte Ausgabegerät? Bei einem Stiftplotter wählt man unter dem Menü "Param. / Stifte“ am besten "Stiftbasiert“, bei einem anderen Gerät hat man eher die Wahl, je nach Anwendungsfall. Verwendet man Stifte, sollte man die Breiten und Farben der Stifte eintragen. Bei einem Ausdruck auf einem Seitendrucker empfiehlt es sich jedoch, ganzzahlige Vielfache der Druckerauflösung (0.08 mm, 0.16 mm usw. bei einem 300 dpi- Drucker) zu wählen, dann erhält man mehr Details auf ein A4- Blatt als mit 0.25 / 0.35 Stiften.
> 2. Wie ist der Abbildungsmaßstab der Hauptzeichnung? Dieser Wert sollte ganz am Anfang festgelegt werden ("Bearb. / Verwaltungsdaten...“ /* Anmerkung: Hier ist nicht zu erkennen, daß diese Einstellung die ganze Zeichnung beeinflußt und daß die Eingabe eines Maßstabes am Anfang weitreichende Folgen hat.*/). Zwar kann jede Zeichnung beliebig verkleinert oder vergrößert werden, aber zum einen sollte man die Einheiten der Zeichnung so wählen, daß er den realen Verhältnissen (z.B. Meter oder Kilometer) entspricht, man zeichnet sozusagen 1:1. Nur für den späteren Ausdruck ist der Abbildungsmaßstab entscheidend, denn er entscheidet über die Größe der Bemaßung oder die Texthöhe, welche ja immer lesbar sein soll.
> 3. Welche "Schichten“ oder "Layer“ gibt es? Ein "Layer“ ist wie eine Klarsichtfolie, auf der man zeichnen kann. Bis zu 1024 solcher Folien können übereinandergelegt werden und einzeln ein- und ausgeschaltet werden. So könnte man z.B. einen Textlayer auf Deutsch und einen auf Englisch anlegen, um je nach Bedarf einen anderen Text zu ein und derselben Zeichnung zu haben. Es empfiehlt sich, zumindest die folgenden Layer anzulegen:
>> 1. Standardlayer zum Zeichnen des Objekts selbst.
>> 2. Bemaßungen
>> 3. Verdeckte Linien
>> 4. Hilfs- und Konstruktionslinien (später ausgeblendet)
>> 5. Texte (stören eventuell bei einem Ausdruck, in den noch von Hand eingetragen werden sollen)
>> 6. Details (die ebenfalls bei einem Gesamtausdruck eher stören)
>> 7. (Bauzeichnen) Abbruch
>> 8. (Bauzeichnen) Neubau (Abbruch und Neubau ausgeblendet, bedeutet das Zeigen des Bestands - mehrere Zeichnungen sozusagen in einer)
>> 10. Verwaltung: Hier erscheint das Schriftfeld bzw. die Papiergrenzen
>> 11. Eventuell einzelne Layer für einzelne Bauteile, die so getrennt betrachtet werden können.
> 4. Festlegen der Farben, Strichstärken, Linienart.
Jeder Layer hat möglicherweise seine eigene Farbe und Linienart (z.B. Abbruch: gelb und gestrichelt, Neubau: rot und durchgezogen, verdeckte Linien: Stiftbreite 0.25 mm) Wenn man die Attribute geschickt verteilt, kann man mit einem Knopfdruck zwischen den verschiedenen Layern, Stiftdicken, -farben usw. wechseln. Hierzu gibt es die "Sets“. In einem Set werden sämtliche Attribute eingestellt. Durch Auswahl eines Sets werden also alle Attibute zusammen umgestellt. Das spart einiges Hin- und Herstellen, man klickt nur noch z.B. auf den Set "Neubau“ (falls angelegt!) und schon ist Stift 2, durchgezogen, 0.35 Breite und rote Farbe (falls nicht durch Stift festgelegt) eingestellt.
Wenn man keine Sets anlegt, läuft man Gefahr, daß man vergißt, beim Zeichnen je nach Objekt den richtigen Layer auszuwählen. dann lassen sich z.B. die Gegenstände nicht mehr gezielt ausblenden.
> 5. Die oben genannten Einstellungen sollte man am besten in einer Vorlagenzeichnung sichern, damit sie für alle zu erstellenden Zeichnungen gleich sind. Sind zwei Zeichnungen von ihrer Struktur her (Layer usw.) nicht gleich, gibt es mindestens Probleme beim Einfügen einer Zeichnung in eine andere. Für das Einfügen von Bibliotheksobjekte gilt dasselbe
2. Bibliotheken
Eine gute Symbolbibliothek (Symbole heißen bei CADintosh das, was bei AutoCAD Blöcke sind) kann viel Arbeit ersparen, eine schlechte unendlich viel Arbeit machen. Auch hier sollte man mit vorausschauendem Blick die Bibliotheken anlegen. Vor allem für die Namensgebung der Objekte empfiehlt sich ein einheitliches System.
Vielleicht sind spezielle Layer notwendig, die nur für die Symbole gelten, da auch ein Symbol Objekte in verschiedenen Layern enthalten kann.
3. Der Anfang
Falls noch nicht geschehen, und wo sinnvoll, erleichtert ein geeignetes Raster das Zeichnen ungemein. Man beginnt meist mit dem Ziehen eines senkrechten und eines waagrechten Striches in der Gesamgröße des zu zeichnenden Objekts. Dann muß man „nur noch“ Parallelen zu den beiden Linien zeichnen, die Längen anpassen, bemaßen und fertig. Klar, daß das Bemaßen zum Schluß kommt, da man sonst ständig über zu früh gezeichnete Bemaßungen hinwegzeichnet.
4. „Disziplin“
In die folgenden Fallen tappt man gerne beim Zeichnen, wenn man sich nicht eine gewisse Disziplin angewöhnt:
> 1. Linien, die aufeinanderliegen, werden auf dem Bildschirm zwar so gezeichnet, daß die zuletzt gezeichnete Farbe zu sehen ist, auf einem Plotter gehen jedoch ein oder mehrere Stifte mehrmals drüber mit dem Resultat, daß die Farben verschmieren oder sogar das Papier aufweicht (Riß). Also doppelte Linien möglichst entfernen. Doppelte Linien entlarven meist einen Denkfehler beim Zeichnen.
> 2. Wenn der Objektfang nicht richtig oder nicht eingestellt ist, sieht es nur auf dem Bildschirm so aus, als würden sich die Linien in einem Punkt treffen. Dies endet vor allem dann fatal, wenn Linien auf diese Weise nicht mehr rechtwinklig zu den Grundlinien werden. Parallelen treffen sich dann früher als im Unendlichen ;-) . Generell geht jedes Messen daneben, wenn die Punkte nicht stimmen. Deshalb am besten alle (!) Konstruktionsgrößen über die Tastatur eingeben bzw. Parallelen zeichnen. CADintosh hat eine eingebaute Datenbank, in der alle Werte peinlich genau gespeichert werden, eben so, daß man beliebig vergrößern und verkleinern kann, ohne Genauigkeitsfehler zu erzeugen.
> 3. Auf dem Bildschirm ist es eine Linie, in Wirklichkeit, d.h. in der Zeichnungsdatei sind es zwei in Flucht liegende. Auch hier geht das Messen daneben, oft merkt man es nicht einmal.
5. Bemaßen
Beim Bemaßen hat jeder und jede seinen / ihren besonderen Stil. Trotzdem gelten einige Grundregeln, die es Sinn macht zu befolgen:
> 1. Kein Maß erscheint zweimal für dieselbe Länge, also nicht rechts *und* links vom Objekt.
> 2. Maße, die eindeutig aus einer Summe oder Differenz zweier bereits vorhandener Maße hervorgehen, werden nicht gezeichnet.
> 3. Es wird bevorzugt das Maß gezeichnet, das man zur Fertigung braucht (also z.B. nicht daß Maß von einer Kante zu einem Umfang, sondern dann besser zum Mittelpunkt des Kreises, weil man dort anreißt.)
> 4. Maße und Texte sind möglichst außerhalb des Objekts zu zeichnen. Zumindest der Maßtext sollte außerhalb liegen. Von diesem Prinzip soll abgewichen werden, wenn genügend freie Fläche innen ist, während außen die Maße schon gedrängt sind.
> 5. Meist sind Kettenmaße (Alle Maße in einer Reihe, Raster verwenden!) angenehmer anzusehen als Reihenmaße (Alle Maße haben einen gemeinsamen Anfangspunkt. Kettenmaße benötigen viel weniger Platz als Reihenmaße. Nachteil: Der Absolutwert muß errechnet werden. Ohnhin nur für CNC- Fräsen interessant. Für diesen Fall gibt es aber die Ordinatenbemaßung, die immer vom Zeichnungsnullpunkt ausgeht.
> 6. Die Zeichnung sollte nicht mehr und nicht weniger Maße enthalten, als man zur Fertigung unbedingt braucht. Maße, die sich aus anderen von selbst ergeben, sind wegzuassen.
> 7. Die Maßhilfslinien (das sind die am nächsten zum Objekt liegenden) sollten vom Maßtext aus in *eine* Richtung gehen und nicht z.B. eine Linie nach oben und die andere nach unten. (Bei 4. ist das erfüllt)
> 8. hat man die Wahl zwischen der Bemaßung eines Winkels oder einer Länge, entscheidet man sich für den Wert mit den "runden Zahlen“ (also z.B. ein Winkel von 30° oder eine Länge von 35,0 cm; nicht 30,256° oder 35,256 cm)
> 9. Symmetrien sind nicht doppelt zu bemaßen. In einem erkennbar symmetrischen Objekt mit z.B. vier Bohrungen an den vier Ecken ist nur eine Bohrung zu bemaßen. Symmetrielinein (strichpunktierte Linie) erleichtern die Orientierung.
> 10. Eine Abwicklung eines Objektes (mehrere Ansichten eines dreidimensionalen Objekts in einer Zeichnung) ist nach der deutschen Haupt- Norm so zu zeichnen, daß daß Objekt *unter* der Zeichenfläche geklappt, d.h. abgerollt wird. Das hat den Nachteil, daß die Kanten über die Zeichnung verstreut werden. Ich finde die amerikanische Norm besser, bei der das Objekt *auf* der Zeichnung abgerollt wird. Dieselbe Kante ist also in unmittelbarer Nähe zu finden und nicht auf der gegenüberliegenden Seite der Zeichnung.
> 11. Ganz außen sind die größten Maße (Höhe. Breite) zu finden.
> 12. (wichtig) Maßlinien und Maßhilfslinien sollen sich so wenig wie möglich kreuzen. Auch wenn es erst schwierig erscheint, es ist fast immer machbar und sieht gut aus.
> 13. Anstatt der Maßeinheit Meter mit zwei Kommastellen nimmt man besser die Maßeinheit Zentimeter im Bauwesen oder Milimeter für Maschinenbau, schon wegen der einfacheren Eingabe.